Graf Luckner in Halle (Saale)
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Luckner war Kosmopolit, denn die Welt war nahezu über das ganzes Leben sein zu Hause. |
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Dennoch ist Halle a.d. Saale die „Felix Graf von Luckner Stadt“, und das aus mehreren Gründen.
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Hier fühlte er bereits in jungen Jahren eine gewisse Freiheit von der Zucht, die er daheim erfuhr. Andererseits sollte er auf einer Privatschule in dieser Stadt zu besonderer Disziplin geformt udn damit einer ganz besonderen Zucht unterworfen werden. Wir wissen, daß letztlich sein Freiheitsdrang stärker war. Immer wieder zog es den Grafen in die Stadt, in der an der Alten Promenade Nr.13 (heute: Universitätsring) seine Mutter lebte, mit der ihn ein besonders inniges Verhältnis verband. | |||||||||||
Ein Teil des Nachlasses des Grafen befand sich bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts in diesem Haus. Nach dem Tod der Haushälterin veranlaßten übereifrige dessen Vernichtung; es landete alles in Containern. Nur wenige Einzelstücke konnten gerettet werden.
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Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und Luckners Heimkehr nach Deutschland trat man in Halle an den Grafen heran, um ihn zu öffentlichen Auftritten zu überzeugen. Das im Kriege unterlegene Reich brauchte dringend Helden, die dem Volke einen gewissen Halt zu geben in der Lage waren oder von denen man sich eine solche Wirkung erhoffte. Der „Seeteufel“ war einer von ihnen; er trank in Grüns Weinstuben (noch heute befindet sich an gleicher Stelle eine Weinstube) eine Flasche Sekt und sagte schließlich zu. | |||||||||||
So hielt Luckner 1920 in der Saalschloßbrauerei (gelegen in im nördlichen Vorort Giebichenstein in der Seebener Straße) seinen ersten öffentlichen Vortrag und war von der Wirkung selbst überrascht, welche er auf seine Zuhörer auszuüben wußte. Der Seemann und Abenteurer hatte die Gabe, diese in seinen Bann zu ziehen und mit Gesten, Worten und Blicken zu fesseln, so daß ihm Begeisterung entgegenschlug, kündete er von durchlebten Abenteuern, wenn der Graf an mancher Stelle vielleicht auch übertrieben haben und Seemannsgarn gesponnen haben mag. | |||||||||||
Die sicher stärkste Verbindung zwischen der Stadt und Luckner entstand aus dem großen Kriege des 20. Jahrhunderts heraus. Gegen Ende dieses Krieges standen Truppen der 104. US Infanterie Division „Timberwolf“ vor den Toren Halle mit dem Ziel, die Stadt in kurzer Zeit und möglichst unter Vermeidung eigener Verluste einzunehmen. Daraus wurde nichts, denn die deutschen Verteidiger lieferten sich mit den Soldaten der 104. zum Teil heftige Gefechte vor allem in den westlichen und nördlichen Stadtteilen. Die „Timberwölfe“ versuchten aus eigenem Antrieb heraus, eine friedliche Lösung herbeizuführen, und auch in Halle selbst gab es eine Anzahl Aufrechter, die auf die in dem Bunker der Moritzburg sitzenden Befehlsführung der Wehrmacht einwirkten und so die Basis für ein friedvolles Ende schufen, doch es stand letztlich eine Minute nach zwölf, wie sich eine Offizier der Amerikaner später erinnerte. Namentlich Felix Graf von Luckner gelang es in den frühen Abendstunden des 16. April 1945 schließlich, die „Timberwölfe“ zur Akzeptanz eines Kompromisses – welcher auch mit den Deutschen zu machen war – zu bewegen und damit ein schon beschlossenes Bombardement zu verschieben und letztlich zu verhindern. Die deutschen Truppen zogen sich teilweise zurück, und die US Truppen gaben sich mit dem Teilrückzug zufrieden – Halle war gerettet. Luckner wird von vielen als „der Retter von Halle“ gesehen. Nun, wenngleich er „nur“ e i n Retter war, kann wegen seiner herausragenden Rolle im Rahmen der dramatischen Ereignisse durchaus davon gesprochen werden, daß der Graf durch seinen mutigen Einsatz das Schicksal und heutige Bild der Stadt wesentlich beeinflußt hat. |
Felix Graf von Luckner
An dieser Stelle geht es um den „Seeteufel“ Felix Graf von Luckner | |||
Graf Luckner ist kein Hallenser; er wurde in Dresden geboren und wuchs in dortiger Nähe in Pennrich auf väterlichem Gut auf. Die Großmutter lebte in Halle, was den kleinen Grafen hin und wieder an die Saale verschlug. Eher unfreiwillig waren die Besuche teils, sollte er doch in dieser Stadt auf einer Privatschule „gedrillt“ werden. Einem auf außergewöhnliche Weise nach Freiheit drängenden jungen Menschen paßte derart Zwang freilich nicht, weshalb es den heranwachsenden Luckner unter dem sich selbst gegebenen Namen Phylax Lüdicke in die weite Welt trieb. | |||
Luckner brachte es schließlich zu einem Offizier der kaiserlichen Marine. Als solcher nahm er im Jahre 1916 an der bekannten Skagerrakschlacht teil, dieses Erlebnis sollte ihn für immer prägen. Im gleichen Jahr erhielt er den geheimen Auftrag, mit einem Hilfskreuzer, der mit getarntem Motor ausgestatteten ehemaligen Pass of Balmaha, nunmehr „Seeadler“, die britische Seeblockade zu durchbrechen und im Atlantik auf Kaperfahrt zu gehen. |
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Die deutsche Post würdigte Felix Graf von Luckner anläßlich seines 125. Geburtstages in diesem Jahr mit der Herausgabe einer Sonderganzsache, welche am 9. Juni 2006 in Halle und Kiel mit insgesamt zwei verschiedenen Sonderstempeln der Öffentlich- keit präsentiert wurde. Sie zeigt ein Bild des Grafen, daneben die Seeadler nach einem Gemälde von Christian Rave sowie die Briefmarke „Passat“. Die Luckner Gesellschaft war in die Vorbereitungen involviert und organisierte die Präsentation der Ganzsache in Halle. |
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Getarnt als norwegisches Handelsschiff versuchte der „Pirat des Kaisers“ das Husarenstück. Luckner gelang ist in der Folgezeit, insgesamt 14 feindliche Handelsschiffe aufzubringen und zu versenken. | |||
Dabei ging der deutsche Graf jedoch auf eine von seinen Gegnern unerwartete Weise vor. Er „bat“ die Besatzungen der anderen Schiffe auf die „Seeadler“ und behandelte diese nach dem Betreten der eigenen Planken als Gäste, nicht als Feinde. Luckner verschaffte sich auf diese Weise Anerkennung und gar Verehrung. Nicht übertrieben scheint dies, denn die Franzosen, Briten, Italiener, US-Amerikaner und andere verließen die Seeadler (auf dem Schiff war es zu eng geworden und Luckner entließ die Gefangenen auf der französischen Bark „Cambronne“ in die Freiheit) nicht, ohne auf den Grafen kaum endende „Hurra, Hurra, Hurra“ Rufe vernehmen zu lassen. Noch Jahrzehnte später und noch heute wurde/wird Felix Graf von Luckner von Zeitzeugen und vielen anderen auf aller Welt als Menschenfreund und Humanist „im Tun“ gewürdigt und geehrt. | |||
Für die Stadt Halle a.d. Saale hat Luckner eine besondere Bedeutung. | |||
Von den Nazis zu einen Privatleben verdammt, lebte Lucker in der Stadt am Universitätsring 13. Als der 2. Weltkrieg sich zu Ungunsten des Deutschen Reiches entwickelte und an dessen Ende sich Truppen der US-Army der Stadt auf bedrohliche Weise näherten, kam denjenigen, denen das Schicksal der Stadt am Herz lag, der Graf gerade recht. Universitätsprofessoren, Ärzte, Widerständler und viele andere hatten zum Ziel, die Stadt und damit tausende Menschenleben sowie die wertvolle Bausubstanz zu retten. Doch sie allein stießen bei den Amerikanern „auf Granit“. Die Rolle des Vermittlers konnte auf Grund seiner vortrefflichen Kontakte Graf Lucker übernehmen, und er hatte Erfolg!!! Das Bombardement wurde verschoben und letztlich abgesagt. | |||
Das Wohnhaus des Grafen Luckner in Halle (Saale). Am heutigen Universitätsring (der früheren Alten Promenade) lebte der „Seeteufel“ durchgängig in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Er war bei den Nationalsozialisten in Ungnade gefallen und hatte in der Stadt das Leben eines Privatmannes zu führen. Öffentliche Auftritte waren ihm untersagt. Luckner verließ Halle mit den amerikanischen Truppen Ende Juni 1945. |
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Glücklicherweise zeigte sich die Führung der Wehrmacht in Halle unter Gen.Lt. Radtke entgegenkommend und ließ die Verhandlungen zu. So konnten die Bemühungen aller Beteiligten die Stadt Halle schließlich vor der völligen Vernichtung bewahren. | |||
Schändlich ist, das Felix Graf von Luckner bislang in Halle a.d. Saale nicht geehrt wird. | |||
Matthias J. Maurer ist Präsident der 2004 gegründeten Felix Graf von Luckner Gesellschaft, deren Ziel die Förderung der Völkerverständigung ist. | |||
Die Luckner Gesellschaft hält weitere Informationen über den Grafen und die tägliche Arbeit der Mitglieder bereit. Zur Webseite gelangen Sie hier |
Einweihung des Timberwolf Denkmals
In Anwesenheit von Veteranen der 104. US Infanterie Division „Timberwolf“, des Generalkonsuls der USA Fletcher M. Burton, der halleschen Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler und zahlreichen Gästen wurde heute das auf Initiative von Matthias J. Maurer errichtete Denkmal für die „Timberwölfe“ feierlich enthüllt. Es wird hiermit dem umsichtigen Vorgehen der Amerikaner im April 1945 gedacht und der Entscheidung, die Stadt Halle letztlich vor schwerem Artilleriebeschuß und einer Bombardierung zu verschonen. Mehr Informationen finden Sie hier…