Hintergründe

>>> Timberwolf — Hintergründe
 
Das Interesse Maurers speziell an den Ereignissen in den Apriltagen 1945 und dem 2. Weltkrieg wie auch der Zeit des 3. Reiches im allgemeinen hat eine Ursache darin, daß seine Eltern während dieser Zeit großgeworden sind. Sein Vater hatte gar als Soldat in den Krieg zu ziehen.
 
Maurer sen. war für den Einsatz in Rußland vorgesehen, doch eine Fügung verschlug ihn im Zuge der Neubildung der 6. Armee (nach dem Fiasko der „alten“ in Stalingrad) nach Italien. Als Angehöriger der Reichsgrenadierdivision „Hoch- und Deutschmeister (44. Infanterie Division) war er verwickelt vornehmlich in die Abwehrkämpfe und wurde in als Infanterist in vorderster Front eingesetzt.
 
Kurz vor der berüchtigten Schlacht bei Monte Cassino, während der das uralte Kloster durch amerikanische Bombenangriffe völlig zerstört wurde, ereilte in das Schicksale, ein POW zu werden, ein Umstand, der ihm sicher das Leben gerettet hat. Maurer sen. wurde über Nordafrika im Geleitzug in die USA verbracht und verlebte dort in verschiedenen Lagern eine abwechslungsreiche Zeit. Kurios ist, daß „sein“ erstes Lager das Camp Carson in Colorado war und genau während der diesen Tagen die „Timberwolf Division“ dort ihren Sitz hatte und in der Gegend Manöver abhielt.
 
Nach Ende des Krieges ging es zurück nach Europa, für Maurer sen. war Südengland das Ziel, genau Martinstown in der Grafschaft Dorset. Nahezu in Sichtweite des Kanals arbeitete er auf der Farm Friar Waddon und wurde dort aufgenommen wie ein Sohn. Insgesamt war die Behandlung durch die Engländer in nahezu allen Fällen vorbildlich, so daß sich die Deutschen entschlossen, als ein Dankeschön für die englische Bevölkerung Theater zu spielen und Aufführungen einzustudieren.
 
Der Erfolg der zwei Shows war überwältigend, so daß diese gar wiederholt werden mußten. Mit Bussen reisten die Besucher an und waren begeistert, so daß die Presse damals schrieb, in der Aktion sei eine gelungene Maßnahme für die Völkerverständigung zu sehen.
 
Nach einem Kurzbesuch in Martinstown im Jahre 1964 erfüllte sich im September 2006 ein langgehegter Wunsch der Familie Maurer, denn sie reisten gemeinsam in den Süden Englands.

 

 
In Martinstown wurden sie nicht nur von der dortigen Presse, sondern von Augenzeugen und einer Hobbyhistorikerin empfangen, die in einem Buch über den Ort die Episode des POW-Camps erwähnte hatte und deren Haus sich auf dem Gelände des einstigen Lagers befindet.

Graf Luckner in Halle

Wohnhaus von Luckner in Halle, Universitätsring 13
Graf Luckner in Halle (Saale)

Luckner war Kosmopolit, denn die Welt war nahezu über das ganzes Leben sein zu Hause.

Dennoch ist Halle a.d. Saale die „Felix Graf von Luckner Stadt“, und das aus mehreren Gründen.
Hier fühlte er bereits in jungen Jahren eine gewisse Freiheit von der Zucht, die er daheim erfuhr. Andererseits sollte er auf einer Privatschule in dieser Stadt zu besonderer Disziplin geformt udn damit einer ganz besonderen Zucht unterworfen werden. Wir wissen, daß letztlich sein Freiheitsdrang stärker war. Immer wieder zog es den Grafen in die Stadt, in der an der Alten Promenade Nr.13 (heute: Universitätsring) seine Mutter lebte, mit der ihn ein besonders inniges Verhältnis verband.

 

Wohnhaus von Luckner in Halle, Universitätsring 13

Das Wohnhaus des Grafen Luckner in Halle (Saale). Am heutigen Universitätsring (der früheren Alten Promenade) lebte der „Seeteufel“ durchgängig in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts.Leider wurden im Zuge der Rovierung des Hauses die alten Balkone entfernt und nicht wiederverwendet.

 

Ein Teil des Nachlasses des Grafen befand sich bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts in diesem Haus. Nach dem Tod der Haushälterin veranlaßten übereifrige dessen Vernichtung; es landete alles in Containern. Nur wenige Einzelstücke konnten gerettet werden.

 

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und Luckners Heimkehr nach Deutschland trat man in Halle an den Grafen heran, um ihn zu öffentlichen Auftritten zu überzeugen. Das im Kriege unterlegene Reich brauchte dringend Helden, die dem Volke einen gewissen Halt zu geben in der Lage waren oder von denen man sich eine solche Wirkung erhoffte. Der „Seeteufel“ war einer von ihnen; er trank in Grüns Weinstuben (noch heute befindet sich an gleicher Stelle eine Weinstube) eine Flasche Sekt und sagte schließlich zu.
So hielt Luckner 1920 in der Saalschloßbrauerei (gelegen in im nördlichen Vorort Giebichenstein in der Seebener Straße) seinen ersten öffentlichen Vortrag und war von der Wirkung selbst überrascht, welche er auf seine Zuhörer auszuüben wußte. Der Seemann und Abenteurer hatte die Gabe, diese in seinen Bann zu ziehen und mit Gesten, Worten und Blicken zu fesseln, so daß ihm Begeisterung entgegenschlug, kündete er von durchlebten Abenteuern, wenn der Graf an mancher Stelle vielleicht auch übertrieben haben und Seemannsgarn gesponnen haben mag.
Die sicher stärkste Verbindung zwischen der Stadt und Luckner entstand aus dem großen Kriege des 20. Jahrhunderts heraus. Gegen Ende dieses Krieges standen Truppen der 104. US Infanterie Division „Timberwolf“ vor den Toren Halle mit dem Ziel, die Stadt in kurzer Zeit und möglichst unter Vermeidung eigener Verluste einzunehmen. Daraus wurde nichts, denn die deutschen Verteidiger lieferten sich mit den Soldaten der 104. zum Teil heftige Gefechte vor allem in den westlichen und nördlichen Stadtteilen. Die „Timberwölfe“ versuchten aus eigenem Antrieb heraus, eine friedliche Lösung herbeizuführen, und auch in Halle selbst gab es eine Anzahl Aufrechter, die auf die in dem Bunker der Moritzburg sitzenden Befehlsführung der Wehrmacht einwirkten und so die Basis für ein friedvolles Ende schufen, doch es stand letztlich eine Minute nach zwölf, wie sich eine Offizier der Amerikaner später erinnerte. Namentlich Felix Graf von Luckner gelang es in den frühen Abendstunden des 16. April 1945 schließlich, die „Timberwölfe“ zur Akzeptanz eines Kompromisses – welcher auch mit den Deutschen zu machen war – zu bewegen und damit ein schon beschlossenes Bombardement zu verschieben und letztlich zu verhindern. Die deutschen Truppen zogen sich teilweise zurück, und die US Truppen gaben sich mit dem Teilrückzug zufrieden – Halle war gerettet. Luckner wird von vielen als „der Retter von Halle“ gesehen. Nun, wenngleich er „nur“ e i n Retter war, kann wegen seiner herausragenden Rolle im Rahmen der dramatischen Ereignisse durchaus davon gesprochen werden, daß der Graf durch seinen mutigen Einsatz das Schicksal und heutige Bild der Stadt wesentlich beeinflußt hat.